Schritt 2: Analyse der regionalen und lokalen Ausgangssituation

Eine Klimaanalyse betrachtet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des regionalen Klimas. Für die Anpassungsplanung ist insbesondere die zukünftig mögliche Entwicklung relevant, um auf Risiken vorausschauend reagieren zu können.

Exkurs: Klimaveränderungen signifikant bewerten

Für regionale Klimaanalysen und darauf aufsetzende Klimafolgenanalysen ist eine aktuelle, fundierte und gesicherte Datengrundlage unabdingbar. Klimaänderungen werden mittels Abweichungen von 30-jährigen Mittelungszeiträumen abgebildet. Zur Bewertung des Klimawandels wurde die Klima-Referenzperiode 1961-1990 von der World Meteorological Organisation (WMO) 2014 international fixiert. Klima-Bezugsperioden dienen der Einordnung in die gegenwärtigen Klimabedingungen. Sie werden 10-jährig fortgeschrieben. Mit Beginn 2021 löste die derzeit aktuelle Klima-Bezugsperiode 1991-2020 die bis dahin gültige Klima-Bezugsperiode 1981-2010 ab. Die Abschätzung der zukünftig möglichen Klimarahmenbedingungen erfolgt mittels regionaler Klimaprojektionsdaten (Ensembles). Längerfristige Klimatrends ergeben sich aus Beobachtungs- (Vergangenheit, Gegenwart) und Projektionsdaten und deren Signifikanz wird mittels statistischer Verfahren bewertet.

Vergleich langjähriger Mittelwerte

Ergebnis sind Klimaänderungssignale, z.B. für Sachsen eine Zunahme der Jahresmitteltemperatur von +1 K für den Zeitraum 1991-2020 gegenüber dem Zeitraum 1961-1990 oder absolute Werte 1961-1990: Jahresmitteltemperatur 8,2°C; 1991-2020: 9,2 °C

Trendanalyse

Ergebnis sind Änderungssignale für einen gewählten Zeitraum, wie z. B. +0,1°C pro Jahr oder +1,0°C pro Dekade, etc. Niederschlagsänderungen sollten relativ angegeben werden, z. B. +10 %

Link ReKIS WISSEN: „Informationen zur Klimaentwicklung mit Erläuterungen in den Bundesländern“
„Informationen zur Klimamodellierung“ hier

Vorgehen bei der Klimaanalyse

Je nach möglichem Aufwand oder erforderlicher Qualität gibt es zwei Wege einer örtlichen Klimaanalyse.

  1. Überregionale Klimainformationen nutzen. Die für das Zielgebiet relevanten Daten müssen extrahiert werden. Es werden dabei keine lokalklimatischen Effekte und regionale Besonderheiten berücksichtigt, sondern der örtliche Kontext muss nachträglich gesetzt werden.
  2. Lokale bzw. regionale Klimaanalyse speziell für das Untersuchungsgebiet erstellen (empfohlen). Lokale Besonderheiten werden direkt berücksichtigt.

Lokale Klimadaten für Kommunen und Landkreise beziehen

Für die empfohlene Variante 2 stellt das ReKIS – Regionales Klimainformationssystem Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen über die Säulen WISSEN, KOMMUNAL und EXPERT bedarfsgerechte Materialien und Daten zur Verfügung, die, wie folgt, genutzt werden können:

a) Überblick verschaffen über aktuelle und projizierte Klimaentwicklungen:

  • Einstieg finden in die beobachtete Klimaentwicklung in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Zur Verfügung steht u.a. Kartenmaterial mit der Option zum Zuschnitt für Gebietskategorien.
  • Klimasteckbriefe für Kommunen und Landkreise zu wesentlichen Klimakennzahlen geben eine Übersicht der aktuellen und zukünftig zu erwartenden klimatischen Bedingungen von Gemeinden, Städten bzw. Landkreisen.

Link „Überregionale Klimaentwicklungen“
Link „Klimasteckbriefe“ ggf. nach Gemeinde und Landkreis zwei Links

b) Analyse der bereits eingetretenen Klimaveränderung mittels Beobachtungsdaten.

  • Als Empfehlung steht der Klima-Referenzdatensatz (KlimRefDs) mit stationsbasierten (punktuelle Aussagen) und rasterbasierten Daten (flächenhafte Aussagen) zur Verfügung. Er basiert auf Messdaten aus den nationalen Messnetzen Deutschlands (DWD), Tschechiens sowie Polens und ist mit Messdaten aus landeseigenen Messnetzen untersetzt. Die aktuelle Version v3.1 umfasst den Zeitraum 1961-2023.
  • Für Extremereignisse mit hohem Schadenspotential (Starkniederschläge, Dürre, Hitze) sind Intensität, Dauer und Häufigkeit zentrale Parameter. Um die betroffenen Flächen gezielt zu erfasst, stehen diverse Angebote zur Verfügung.

Link „ReKIS Expert“
Link zu Instrumente

c) Analyse der zukünftig zu erwartenden Klimaveränderung mittels Klimaprojektionsdaten.

  • Als Empfehlung steht das Mitteldeutsche Kernensemble (MDK) zur Verfügung. Das MDK stellt einen Auszug aus dem bundesweiten Referenzensemble des DWD für das Gebiet Mitteldeutschlands dar, besteht aus Rasterdaten und umfasst 21 Realisierungen im Zeitraum 1961-2100.
  • In den Klimasteckbriefen wird ein Auszug aus dem Mitteldeutschen Kernensemble (MDK) bestehend aus sieben Klimamodellen verwendet. Deren Projektionen auf der Grundlage des Szenarios RCP8.5 (ohne globalen Klimaschutz) zeigen, wie sich unser Klima bei weiterhin ungebremsten Treibhausgasemissionen für die Zeiträume 2021−2050 und 2071−2100 speziell in Mitteldeutschland entwickeln könnte.
  • Schwierigkeit von Projektionsdaten: Da es sich nicht um Messdaten handelt, existieren Unsicherheiten, die berücksichtigt werden müssen.

Info: Da jedes Global- als auch Regionalmodell spezifische Stärken und Schwächen aufweist, wäre die Betrachtung nur einer Modellkombination nicht sachgerecht. Darüber hinaus bestehen auch Annahmen zur zukünftig möglichen Klimaentwicklung (Emissionsszenarien). Diesen Unsicherheiten wird über die Ensemblebetrachtung begegnet. Unterschieden wird zwischen dem Referenzensemble (Gesamtheit der verfügbaren Modellkombinationen für Emissionsszenarien) und dem Kernensemble (repräsentative Auswahl aus dem Referenzensemble). Der Umgang mit Klimaprojektionsdaten sowie die Interpretation und Bewertung daraus abgeleiteter Aussagen erfordern Sachkenntnis.

Vertieftes Wissen zu Klimamodellen und dem Mitteldeutschen Kern- bzw. Referenzensembles https://rekis.hydro.tu-dresden.de/startseite/modellgrundlagen/

Hinweise zur Auswahl der Modelläufe im Steckbrief.

Fachgerechte Auswertung mithilfe der Leitlinien des Bund-Länder-Fachgespräches „Interpretation regionaler Klimamodelldaten“

Ergebnisse der Klimaanalyse

  • Belastbare Beschreibungen beobachteter Trends und Extremereignisse
  • regionalisierte Projektionen unter Beachtung von Unsicherheiten
  • Entscheidungsvorlagen für die Klimarisiko- und Betroffenheitsanalyse sowie die Ableitung von Maßnahmen