Klimafolgenanpassung in Zeitz

Die Stadt Zeitz liegt im Süden von Sachsen-Anhalt im Burgenlandkreis mit knapp 30.000 Einwohnern. Bekannt ist Zeitz vor allem durch das Schloss Moritzburg und natürlich durch die Schokolade von Zetti.

Die Stadt Zeitz, die Technische Universität Dresden und das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt wollen in den nächsten 2 Jahren gemeinsam die Klimaanpassung in Zeitz vorantreiben. Die Aktivitäten sind Teil des Projektes KlimaKonform.

Das Projekt KlimaKonform zielt darauf ab, verschiedene Werkzeuge zur Analyse von Klimaanpassungspotenzialen zu entwickeln und diese regionalen Entscheidungsträger:innen an die Hand zu geben. Beteiligt sind die Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt mit jeweils einer Pilotkommune. In Sachsen-Anhalt arbeitet KlimaKonform mit der Stadt Zeitz zusammen.

Im Februar 2024 fand ein erstes Kennenlerntreffen zwischen dem Projekt und der Kommune statt. Thomas Haberkorn nahm im Rahmen seiner Tätigkeit als Klimaschutzmanager eine Schlüsselposition im Kommunikationsprozess zwischen dem Projekt und der Stadt Zeitz ein. Im Mai wurden gemeinsame Ziele in Form von Maßnahmensteckbriefen konkretisiert. Einige dieser Maßnahmen werden im Folgenden vorgestellt.

Inhalt

  • „Klimaparkplatz“
  • Nachhaltiges Regenwassermanagement an der Theodor-Arnold-Promenade
  • Bürger:innendialog: Zeitzer Aktionstage auf dem Altmarkt
  • Visualisierung der Wirkung von Klimafolgen und Anpassungsmaßnahmen (Resilienzbewertung)
  • Hitzemessung in Schulgebäuden (GS „Am Schwanenteich“)

„Klimaparkplatz“

Die Stadt Zeitz ist bestrebt, die Parkplatzfläche an der Stephanstraße nach klimaangepassten Kriterien und mit dem Ziel einer multifunktionalen Nutzung umzugestalten. Das Gelände konnte im vergangenen Jahr (2024) von der Stadt käuflich erworben werden.

Verortung der Parkfläche an der Stephanstraße (Sachsen-Anhalt-Viewer, 12/2024)

Im Rahmen eines Workshops im November 2024 haben sich unter der Leitung von Dr. Christoph Schünemann (IÖR) Mitarbeiter:innen der verschiedenen, im Projekt KlimaKonform vertretenen Fachgebieten und Vertreter:innen der Stadt im Gewandhaus (Zeitz) zu einem Workshop getroffen, um in konzeptueller Weise Anforderungen an und Möglichkeiten zur klimagerechten Gestaltung der Fläche herauszuarbeiten.

Das Gelände weist in seinem aktuellen Zustand eine terrassierte Struktur auf, die im Zuge der Umgestaltung erhalten bleiben soll. Zur Befestigung der bislang mit Schotter versehenen Fläche bietet sich für die erforderlichen Stell- und Verkehrsflächen der Einsatz von Rasengittersteinen an, um den Versiegelungsgrad so gering wie möglich zu halten.

Im Rahmen des Workshops wurden weitere Möglichkeiten der klimagerechten Umgestaltung diskutiert. Zu folgenden Gestaltungsmerkmalen konnte ein Konsens gefunden werden: Maßnahmen zur Regenwasserspeicherung, Kühlung, Nutzung von Photovoltaik zur Stromerzeugung und auch der Erhöhung der Aufenthaltsqualität. Darüber hinaus soll über Stellplätze für Wohnmobile oder Camper auch der lokale Tourismus gestärkt werden.

Laut aktueller Planung, wird das Vorhaben zur nächsten Sitzung Anfang April im Stadtrat vorgestellt werden, sodass je nach Ergebnis im Anschluss die Einwerbung von Fördermitteln beginnen kann. Auch dabei werden das Landesamt für Umweltschutz und KlimaKonform der Stadt unterstützend zur Seite stehen.

Nachhaltiges Regenwassermanagement an der Theodor-Arnold-Promenade

Regenwasser ist ein wertvolles Gut. In vielen Fällen fließt es jedoch im öffentlichen Raum ungenutzt über Mischwasserkanäle ab und belastet im Fall von Starkregenereignissen die Kläranlagen. Für die unter Denkmalschutz stehende Theodor-Arnold-Promenade waren bereits Straßen- und Kanalbaumaßnahmen in der Planungsphase, als die Zusammenarbeit zwischen Zeitz und KlimaKonform begann. Die Planung sieht bisher lediglich eine Erneuerung des bestehenden Mischwasserkanals vor, ohne das Potenzial für eine nachhaltigere Umgestaltung der bestehenden Infrastruktur zu berücksichtigen.

Im Rahmen ihrer Qualifikationsarbeit im Bereich Wasserwirtschaft hat sich eine Studentin der Technischen Universität Dresden im vergangenen Jahr mit der Fragestellung einer nachhaltigeren Bewirtschaftung des anfallenden Regenwassers beschäftigt und mehrere Möglichkeiten in Form eines Variantenvergleichs herausgearbeitet. Das gemeinsame Ziel der vorgestellten Varianten besteht in der Sammlung und Nutzbarmachung des Niederschlagswassers für verschiedenste Zwecke, wie beispielsweise der Bewässerung des ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden angrenzenden Parks oder der Speisung eines nahegelegenen Brunnens.

Im Rahmen der Bearbeitung des Themas durch die Studentin fanden mehrere Austauschtreffen mit den verschiedenen am Projekt beteiligten Behörden aus den Fachbereichen Denkmalschutz, Grünflächen, Wasserwirtschaft, sowie Straßen- und Tiefbau statt. Zusätzlich wurden im Dezember 2024 im Bereich der angrenzenden Grünflächen Versickerungsversuche durchgeführt, deren Ergebnisse derzeit noch ausgewertet werden.

Bei der Auswahl der möglichen Maßnahmen wurde besonderer Wert auf die Minimierung des oberflächlichen Eingriffs von Versickerungsanlagen im Bereich des Gartendenkmals gelegt.

Nach Übergabe der finalisierten Arbeit Mitte Januar 2025 an die Stadtverwaltung Zeitz, werden die erarbeiteten Varianten nun intern hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit geprüft. Dabei stehen insbesondere die finanzielle Realisierbarkeit sowie eine mögliche Integration in den bereits laufenden Planungsprozess im Fokus.

Die Integration einer der vorgeschlagenen Varianten zur dezentralen Bewirtschaftung des anfallenden Niederschlagwassers bietet das Potenzial zur Generierung verschiedener Co-Benefits. Diese ergeben sich aus zusätzlichen Ökosystemdienstleistungen sowie einer potenziellen Einsparung von Abgabegebühren durch den Rückhalt von Regenwasser. So müssen die angrenzenden Grünflächen nicht zusätzlich bewässert werden, zum anderen können durch den Rückhalt des Regenwassers Entwässerungsgebühren gespart werden.

Bürger:innendialog: Zeitzer Aktionstage auf dem Altmarkt

KlimaKonform nahm an den ersten Zeitzer Aktionstagen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz („ZAK“) am Altmarkt im September 2024 mit einem Informationsstand teil. Dadurch ergab sich die Möglichkeit für einen regen Austausch mit Bürger:innen zur Betroffenheit durch den Klimawandel. Im Fokus standen dabei die Nutzbarmachung von Regenwasser, die Hitzeentwicklung durch die versiegelte Fläche auf dem Altmarkt sowie die Pflege von öffentlichen Grünflächen in Hitzesommern. Zudem konnten sich die interessierten Besucher:innen über mitgebrachte Aufsteller zu den Themen Klimaschutz, Klimawandel und Anpassungsmaßnahmen zu informieren.

Visualisierung der Wirkung von Klimafolgen und Anpassungsmaßnahmen (Resilienzbewertung)

Mit dem Ziel einer Optimierung von Planungsprozessen erfolgt eine modellbasierte Analyse der Klimafolgen sowie möglicher Anpassungsmaßnahmen für das gesamte Stadtgebiet von Zeitz. Die Simulationsergebnisse zur Klimagefährdungsanalyse, bezogen auf Hitze, Starkregen und Hochwasser, werden mit entsprechenden Maßnahmenkatalogen verknüpft und in einem frei zugänglichen Web-GIS-Portal bereitgestellt. Das Angebot richtet sich sowohl an Fachakteure aus der formellen und informellen Planung als auch an Privatpersonen.

Hitzemessung in Schulgebäuden (GS „Am Schwanenteich“)

Eine zunehmende Hitzebelastung kann die kognitive Leistungsfähigkeit und die Lernbereitschaft von Schüler:innen erheblich beeinträchtigen. Für die Sekundarschule „Am Schwanenteich“ wurden daher im Sommer 2024 Hitzemessungen sowie Befragungen der Schüler:innen durchgeführt.

Die Temperaturmessungen erfolgten in zwei Klassenräumen im Dachgeschoss. Parallel wurde die subjektive Wahrnehmung der Raumtemperatur seitens der Schüler:innen über standardisierte Fragebögen erfasst. Zur weiterführenden Analyse wurden beide Klassenräume in einem 3D-Modell für eine thermische Gebäudesimulation abgebildet. Dies ermöglicht eine Visualisierung des Ist-Zustandes sowie eine Evaluierung potenzieller Anpassungsmaßnahmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit.

Das Modell bietet zudem eine Identifikation von Bereichen mit besonders hoher Hitzebelastung im Gebäude und unterstützt somit die gezielte Auswahl und Planung von Maßnahmen zur Verbesserung des Raumklimas.

Die Untersuchungsergebnisse belegen eine erhebliche thermische Belastung der Klassenräume. Basierend auf diesen Erkenntnissen wird die Installation externer Verschattungselemente empfohlen, um die Temperaturbelastung zu reduzieren und ein angenehmeres Lernumfeld zu schaffen. In Konsequenz erster übermittelter Ergebnisse aus der Untersuchung ist die Schule nun bestrebt, im Frühjahr 2025 mit der Anbringung des vorgeschlagenen außenliegenden Sonnenschutzes im Bereich der betroffenen Gebäudeseiten zu beginnen. Über eine zweite Messkampagne sollen die Auswirkungen dieser Maßnahmen im Verlauf des diesjährigen Sommers evaluiert werden.

An KlimaKonform beteiligt sind:

Auch ein Blick in unsere Steckbriefe für Zeitz lohnt sich!