Zusammenfassung der Klimamodellauswertung Sachsen-Anhalt 1961–2100
Temperatur
Die Temperatur wird bis in das Jahr 2100 gegenüber dem Referenzzeitraum 1961 – 1990 sehr wahrscheinlich um mindestens +1,1 bis +2,2 K ansteigen (RCP2.6). Im Falle einer anhaltenden Steigerung der Treibhausgas-Emissionen wird der Temperaturanstieg bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wahrscheinlich bei +3,2 bis +5,2 K liegen (RCP8.5). Um dies grob einzuordnen: in diesem Fall ist in Sachsen-Anhalt im Normalfall mit anhaltend hohen Temperaturen und derart großer Hitzebelastung im Sommer zu rechnen, die in ihrem Ausmaß die äußerst warmen Sommer von 2018 bis 2020 deutlich übertreffen. Die Änderungssignale zur Erwärmung der Temperatur sind statistisch hoch signifikant und robust. Die Hitzebelastung wird stark zunehmen, Perioden mit Frost- und Eistagen werden hingegen nur noch selten auftreten.
Diese unterschiedlichen Szenarien führen wenig überraschend zu unterschiedlichen Ergebnissen für Sachsen-Anhalt. Zwar muss für beide Szenarien aufgrund der Trägheit des Klimasystems bis Ende des Jahrhunderts (2071-2100) mit einer Temperaturerhöhung im Mittel gegenüber dem Referenzzeitraum 1961-1990 gerechnet werden. Jedoch fällt diese Erwärmung für das RCP2.6 wesentlich moderater aus als die für das RCP8.5 projizierte Erwärmung. Dies zeigt, dass sich mit wirksamen (globalen) Klimaschutzmaßnahmen eine Beschränkung der Temperaturzunahme erreichen lässt.
Niederschlag
Die Jahresmengen des Niederschlages nehmen wahrscheinlich weder stark zu noch ab, jedoch besteht die Tendenz zu feuchteren Wintern und trockeneren Sommern. Sowohl für das RCP2.6 als auch für das RCP8.5 werden für den Sommer Niederschlagsabnahmen projiziert, für den Winter muss mit einer Zunahme von Niederschlägen gerechnet werden. Für die ferne Zukunft (2071-2100) fällt diese Tendenz für das RCP8.5 ausgeprägter aus. Sommerliche Trockenperioden bis hin zu verheerender Dürre werden zunehmen. Die Intensität von Starkregen steigt an, jedoch sind aufgrund der hohen Streuung der Änderungssignale Aussagen zu extremen Niederschlägen statistisch kaum belastbar.
Weitere Änderungen
Die winterliche Windgeschwindigkeit wird möglicherweise leicht zunehmen und die sommerliche etwas abnehmen. Die Solarstrahlung und damit die Sonnenscheindauer werden besonders im Sommerhalbjahr zunehmen. Ursache für diese Änderungen sind möglicherweise Veränderungen der Zirkulation. Im Sommer könnten länger andauernde Hochdruckwetterlagen vermehrt auftreten, die durch eine Nordwärtsverlagerung des subtropischen Hochdruckgürtels
verursacht wird. Die Zunahme der Windgeschwindigkeit im Winter ist nicht konsistent mit der beobachteten Nordwärtsverlagerung von Zyklonenzugbahnen. Möglicherweise hat diese Zunahme thermodynamische Ursachen, wie ein selteneres Auftreten von Inversionswetterlagen. Die relative Luftfeuchtigkeit wird mit voranschreitendem Klimawandel zurückgehen und im Winterhalbjahr zu einer geringeren Neigung zu Nebel führen. Andererseits wird die absolute Luftfeuchtigkeit durch erhöhte Verdunstungsraten über Gewässern aufgrund höherer Temperaturen signifikant zunehmen. Daraus ergibt sich ein größerer Wasserdampfgehalt der Luft, welcher möglicherweise Auswirkungen auf konvektives Wettergeschehen, winterliche Niederschlagsraten und thermisches Empfinden hat.
Auswirkungen des zukünftigen Klimawandels bis 2100 für Sachsen-Anhalt
Die Hitzebelastung wird erheblich zunehmen und wahrscheinlich über das Maß hinaus, wie es in Sachsen-Anhalt bisher aufgetreten ist. Deshalb müssen Strategien zur Bewältigung der Hitzebelastung und ihrer Folgen wie in der Anpassungsstrategie des Landes Sachsen-Anhalt beschrieben, umgesetzt werden. Dürreperioden im Sommerhalbjahr werden sich auf den Wasserhaushalt auswirken und die heimische Vegetation vor große Herausforderungen stellen. Ohne entsprechende Anpassungsmaßnahmen werden wasserintensive Betriebe, wie die Viehhaltung, durch die Ressourcenknappheit in Bedrängnis geraten und viele Zweige der Landwirtschaft könnten ohne Veränderung der Anbaumethoden und eingesetzten Pflanzen hohen Ernteverlusten entgegensehen. Der Verbrauch von Trinkwasser in Haushalten und Wirtschaftsgebäuden muss durch den Einsatz wassersparender Technologien und Verhaltensweisen reduziert werden. Der Wintersporttourismus im Harz wird aufgrund der Erwärmung an Bedeutung verlieren und kein verlässlicher Bestandteil der regionalen Wirtschaft mehr sein. Die Saison für Städte- und Kulturtourismus wird sich deutlich verlängern. Die Bedingungen für Aktivtourismus werden sich ebenfalls verbessern, weshalb die Identifikation von Chancen durch den Klimawandel für die Tourismusbranche ökonomische Potenziale eröffnen dürfte. Die Gefährdung für Gebäude und Infrastruktur durch Starkniederschläge in kurzer Zeit sowie Hochwasserereignisse könnte deutlich zunehmen, da der atmosphärische Wasserdampfgehalt zunimmt.
Die Ergebnisse basieren auf dem Mitteldeutschen Referenzensemble. Detaillierte Informationen dazu finden Sie unter Modellgrundlagen.