Besonderheit der gegenwärtigen Situation
Seit Herbst 2013 traten in den Jahreszeiten vermehrt atmosphärische Bedingungen auf, die den Aufbau bzw. die Ausprägung von Trockenheit in Sachsen begünstigen. So baute sich von November 2017 bis Juli 2024 ein kumulatives Niederschlagsdefizit von – 295 mm (- 7 %) vs. 1961-1990 bzw. – 411 mm (- 8 %) vs. 1991-2020 auf. Aus den weitreichenden und noch anhängigen Folgen leitet sich die Frage nach der Besonderheit der gegenwärtigen Situation gegenüber früher aufgetretenen Niederschlagsdefiziten ab.
Aufgrund des sehr hohen thermischen Niveaus (+ 2,1 K vs. 1961-1990 bzw. + 1,1 K vs. 1991-2020) und des sehr großen Strahlungsüberschusses (+ 17 % vs. 1961-1990 bzw. + 6 % vs. 1991-2020) erhöhte sich die Gras-Referenzverdunstung (Sättigungsdefizit der Atmosphäre) im genannten Zeitraum um + 571 mm (+ 15 %) vs. 1961-1990 bzw. + 285 mm (+ 7 %) vs. 1991-2020. Auf diese enorme atmosphärische Sogwirkung reagiert die Landoberfläche mit der tatsächlichen Verdunstung, was sehr hohe Verdunstungsraten von Wasserflächen und bei anhaltenden Niederschlagsdefiziten eine weitgreifende Ausschöpfung des Bodenwassers bis in tiefere Schichten zur Folge hat. Hinzu kommt, dass Wassermangel die tatsächliche Verdunstung unterdrückt und sich somit die bodennahe Luft zusätzlich erwärmt. Kritisch ist, dass über kurzfristige Niederschlagsüberschüsse keine Kompensation erreicht werden kann. Die Klimatische Wasserbilanz (Differenz von Niederschlag und potentieller Verdunstung) bezeichnet das potentielle Wasserdargebot. Im genannten Zeitraum baute sich in Sachsen ein kumulatives Defizit von – 866 mm vs. 1961-1990 bzw. – 696 mm vs. 1991-2020 auf.
Für das System Boden-Pflanze-Atmosphäre stellt das gleichzeitige und anhaltende Auftreten (Einwirkzeit!) von Temperatur- und Niederschlagsextremen besondere Risiken mit weitreichenden Folgen dar.