Handlungsfeld Gesundheit

Hitzewellen

Auch wenn international keine einheitliche Definition des Begriffs Hitzewelle existiert, handelt es sich um eine mehrtägige Periode mit ungewöhnlich hoher thermischer Belastung. Eine Hitzewelle ist ein Extremereignis, welches die menschliche Gesundheit gefährdet und besonders für alte und kranke Menschen ein hohes Risiko darstellt. In den letzten Jahren häuften sich die Hitzewellen infolge des Klimawandels. Nach den heißen Sommern 2003 und 2018 wurde auch 2019 extrem heiß und trocken, mit mehreren Hitzewellen in allen drei Sommermonaten. Erstmalig wurde in Deutschland die Marke von 42°C überschritten. Sachsen erlebte 2019 den wärmsten Sommer seit 1881. Nach Einschätzungen des Weltklimarates (IPCC) wird sich die Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen mit hoher Wahrscheinlichkeit fortsetzen.

 

 

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Gefahren

Langandauernde Hitzewellen stellen viele Gemeinden heute vor große Herausforderungen. Sie führen zu Gesundheitsschäden und eine erhöhte Mortalitätsrate. Die Hitzewelle 2003, mit 80.000 Todesopfern in ganz Europa und 8.000 in Deutschland, gilt als eine der größten Naturkatastrophen des Kontinents. Zu den gefährdeten Personen gehören ältere und kranke Menschen aber auch Kleinkinder, Außenarbeiter, Sportler im Freien und Obdachlose. Zusätzlich erhöhen sozioökonomische Faktoren wie Einkommen und Wohnsituation das Risiko, wobei vor allem die soziale Isolation einen großen Einfluss hat. Neben den hitzebedingten Erkrankungen sind auch indirekte Auswirkungen auf gesunde Menschen zu beobachten. Sollte beispielsweise die Innenraumtemperatur nachts längerfristig nicht unter 25°C sinken, so ist die nächtliche Erholungsphase stark eingeschränkt. Dies führt zu Konzentrationsschwierigkeiten mit gesteigerter Unfallgefahr und zu einer Schwächung des Immunsystems. Auch die Arbeit in nichtklimatisierten Räumen ist bei Hitzewellen weniger produktiv.

Anpassungsmaßnahmen

Empfehlungen für ein angepasstes Verhalten, wie ausreichend trinken, Wohnung tagsüber schattieren, nachts lüften und feuchte Tücher aufhängen, körperliche Aktivitäten in den Morgen bzw. Abend verlegen, können die negativen gesundheitlichen Folgen durch Hitzestress minimieren. In Bezug auf kranke und alte Menschen sind unbedingt die direkte Auswirkung der Hitze auf die Haltbarkeit von Medikamenten als auch die veränderte Wirkung und kritische Nebenwirkungen einiger Medikamente zu beachten. Weiterhin müssen vorbeugende Maßnahmen wie gezielte Beschattung, Ausrichtung von Gebäude oder Klimatisierung öffentlicher Einrichtungen ergriffen und für den Notfall ein Hitzeaktionsplan erstellt werden. Der Deutsche Wetterdienst unterstützt die Maßnahmen mit seinem Hitzewarnsystem. Auf Grundlage der gefühlten Temperatur und einem Simulationsmodel zur Berechnung der Wärmebelastung in Innenräumen werden Landkreise vor starker bzw. extremer Wärmebelastung gewarnt.

 

»Ein Großteil der hitzebedingten Gesundheitsschäden ist vermeidbar, wenn Gesundheits- und Sozialsysteme sowie die öffentliche Infrastruktur vorbereitet sind.«
Quelle: Heat Health Action Plans – Guidance, WHO Europe 2008

Gute-Praxis-Beispiele

Ein wichtigstes Werkzeug zur Prävention von hitzebedingten Gesundheitsschäden stellt die Ausarbeitung eines Hitzeaktionsplanes dar.

Hitzeaktionspläne sind Anpassungsmaßnahmen auf der strategischen und operativen Ebene. Sie umfassen unter anderem ein lokales Hitzewarnsystem sowie ein Monitoring von Mortalität (Sterblichkeit) und Morbidität (Krankheitslast). Sie legen fest, welche Instanz in Vorbereitung auf Hitze und im Akutfall welche Maßnahmen trifft. Neben der Festschreibung von Verantwortlichkeiten und Maßnahmen im Falle des Eintretens von Hitzewellen werden in diesen Plänen auch längerfristige, präventive Maßnahmen definiert.

Da sich die vorhandene Infrastruktur und die klimatischen Bedingungen regional stark unterschieden, müssen lokale bzw. regionale Hitzeaktionspläne erstellt werden.